Tätigkeiten des Filmvorführers
Viele haben mich gefragt, ob ich als Filmvorführer den ganzen Tag Filme schauen würde. Darauf habe ich geantwortet, dass ich während meiner Arbeit meist gar nicht dazu komme. Zumindest früher bis 1992 als alle Filme im Universum Filmtheater auf Endlostellern liefen, hatten wir als Filmvorführer außerhalb des Programmwechsels tatsächlich mehr Zeit, uns mit der Reparatur und Wartung der Projektionstechnik, mit Elektrotechnik und mit Fotografie zu beschäftigen. Ich habe zu meiner Ausbildungszeit und später für meine Fachhochschulprüfungen im Vorführraum des Universum Filmtheaters viele Stunden Mathematik und Elektrotechnik gelernt. Ich habe mir natürlich Filme in unserem Kino angeschaut, aber eben nicht jeden Tag und nicht alle Filme, die ich in all den Jahren vorgeführt habe.
Alltägliche Arbeiten
Hauptschütze
Jeder Tag beginnt damit, dass alle Hauptschütze im Schaltraum eingeschaltet werden. Hauptschütze sind Hauptschalter, die die gesamte Stromversorgung der gesamten Projektionstechnik ein- und ausschalten können. In einem Notfall kann man durch einen Notausknopf im und vor dem Vorführraum die komplette Stromversorgung ausschalten. Das ist einerseits praktisch, da man nicht jedes einzelne Gerät ausschalten muss.
Früher beim Vorführen von Nitrofilm war es notwendig, bei einem in Brand geratenen Film sofort den Vorführraum zu verlassen, die Feuerschutztüren zu schließen und den Notausschalter vor dem Vorführraum zu betätigen, damit alles stromlos ist. Sobald der Strom des Vorführraums ausgeschaltet wird, fallen die Feuerschutzklappen der Projektionsfenster herunter, damit im Saal der Brand nicht zu erkennen ist, und somit die Zuschauer nicht unnötig beunruhigt sind.
Notbeleuchtung
Wenn sich Zuschauer im Saal befinden, muss die Notbeleuchtung eingeschaltet sein. Das ist wichtig, damit im Falle eines Stromausfalls die Zuschauer sicher den Weg zu den Notausgängen (heute sagt man dazu nur noch "Seitenausgänge", um Panik zu vermeiden) oder zu den Foyers finden. Es gibt daneben noch eine Panikbeleuchtung (die man heute eher "Putzbeleuchtung" nennen würde), damit der Saal ein bisschen mehr Licht hat. Es ist zwar noch schummrig, aber man sieht etwas mehr.
Die Notbeleuchtung wird im Betrieb durch die normale Stromversorgung gespeist. Im Falle eines Stromausfalls wird sie aus Akkus versorgt. Diese Akkus werden im laufenden Betrieb permanent geladen, um im Falle eines Ausfalls genügend elektrische Kapazität zu haben.
Die Notbeleuchtung wird von einer zentralen Stelle im Kino mit Strom versorgt. Wenn der Filmvorführer diese einschaltet, kann man an den Messgeräten kontrollieren, ob die Spannung und die Stromstärken die zu erwartenden sind, um sicher zu gehen, dass die Stromversorgung durch die Akkus im Notfall gewährleistet ist. Durch einen Test-Taster kann der Filmvorführer die Akkus von der Stromversorgung kurzzeitig trennen, um zu sehen, ob die Akkus alleine in der Lage sind, die notwendige Spannung und Leistung zu erbringen. Wenn die Spannung zu sehr einbricht, dann müssen eventuell die Akkus ausgetauscht werden oder bei den alten Bleiakkus destilliertes Wasser nachgefüllt werden.
Begehung der Säle
Nachdem die Notbeleuchtung eingeschaltet ist, geht der Filmvorführer durch die Foyers, durch die Säle und zu den Notausgängen, um zu prüfen, ob alle Notbeleuchtungslampen brennen. Es ist bei schätzungsweise 100 Notbeleuchtungslämpchen, die allesamt noch Glühlämpchen waren, immer irgendeine zu finden gewesen, die ausgetauscht werden musste. Es kam vor, dass die Lämpchen raus gedreht waren - gerade im Star Kino -, da dort in einer Sitzreihe sich Zuschauer vermutlich durch die Notbeleuchtung der Sitzreihen geblendet gefühlt haben. An den Sitzreihen befanden sich die Sitzreihennummer, die beleuchtet waren, damit die Zuschauer im Dunklen ihre Reihe wieder finden konnten. Gleichzeitig dienten diese Sitzreihenbeleuchtung im Falle eines Stromausfalls als Notbeleuchtung.
Dann hat der Filmvorführer die Saal- und Bühnenbeleuchtung hochgefahren, um zu schauen, ob dort Lampen ausgetauscht werden müssen. Wir haben versucht, alle Leuchten, die defekt waren, direkt auszutauschen, da es nicht schön wirkt, wenn einzelne Lampen nicht leuchten. Bei der Bühnenbeleuchtung war das Wechseln deutlich schwieriger. Im Universum Filmtheater wurde der Hauptvorhang von oben durch etwa 10 Scheinwerfer in etwa 8 Metern Höhe angestrahlt. Das ging nur mit einer sehr langen Leiter und wer weiß, wie es sich auf einer vier Meter hohen Leiter anfühlt, der weiß, dass 8 Meter ganz schön Respekt einflößend sind. :) Diese Lampen wurden nur von dem Elektriker gewechselt.
Belüftungs- und Heizungsanlage
Jeder Saal verfügt über eine Zuluft und Ablufteinrichtung. Im Zuluftbereich befindet sich eine Heizungsanlage, die die Frischluft und/oder Umluft in den kalten Jahreszeiten aufheizt.
Der Filmvorführer schaltet diese Lüftungsanlage ein und bestimmt die Saaltemperatur. Dabei muss die Einstellung während des Tages angepasst werden, wenn viele oder wenige Zuschauer im Saal sitzen.
Die Stärke zwischen Zuluft- und Abluftgeschwindigkeit muss stimmig sein. Wenn die Abluftgeschwindigkeit z.B. höher als die Zuluftgeschwindigkeit war, konnte die Zuschauer die Ausgangstüren des Saals im Universum Filmtheater kaum mehr öffnen. Wenn die Zuluftgeschwindigkeit höher als die Abluftgeschwindigkeit waren, drückte es die Saaltüren leicht auf. In beiden Fällen war meistens ein leichtes Pfeiffgeräusch zu hören, da die Luft durch die Saaltüren zog.
Vorlauf der Projektoren
Bei Filmen unter einer Altersfreigabe von FSK 18 durften in Vorführungen vor 18 Uhr keine Zigarettenwerbefilme gezeigt werden. Alkohol-Werbefilme aber schon. Komisch, aber so war es damals. Diese Werbefilme wurden im Werbeblock daher ganz an den Anfang gesetzt. Meist waren es drei Zigarettenwerbefilme. Da es aber eine Regel gab, das zwei Werbefilme der gleichen Art oder Branche nicht direkt hintereinander gezeigt werden sollten, wurden diese Zigarettenfilme durch kleine lustige Trennfilme getrennt.
Bei den Endlostellern waren die Filme ja bereits im Projektor eingelegt und wurden in der gesamten Spielwoche nicht ausgefädelt. Damit sich nachts die Samtstreifen in der Bildbahn des Projektors wieder aufrichten konnten, haben wir nach der letzten Vorstellung den Projektorkopf offen stehen lassen. Somit musste der Filmvorführer diese zu erst schließen und startete dann den Projektor, um die Zigarettenfilme vorlaufen zu lassen. Damit der Filmvorführer weiß, wann dieser Block vorüber ist und er den Projektor wieder rechtzeitig anhalten muss, haben wir eine kleine Markierung beidseitig auf den Film geklebt. Der Filmvorführer muss den Projektor rechtzeitig stoppen, noch bevor das erste Bild des ersten Werbefilms durch den Projektor läuft. Denn der Filmprojektor benötigt eine Anlaufzeit von mindestens zwei Sekunden und bis sich die Ausgleichsrollen des Tonteils beruhigt haben und somit die Schwungmasse des Tonteils in Laufgeschwindigkeit des Film ist, dann wird erst das Bild auf die Leinwand geworfen, in dem die Bildklappe / der Protektor sich öffnet. Dafür vergehen insgesamt etwa 4 bis 5 Sekunden, was einer Filmlänge von etwa 2 bis 2,5 Metern entspricht. Somit versucht der Filmvorführer bei dem Vorlauf den Projektor so anzuhalten, dass der Schwarzfilm des nächsten Werbefilms etwa 2m vor dem Bildfenster zum Stehen kommt.
So ein Vorlauf hat dann etwa 5 Minuten gedauert und meist habe ich die Zigarettenwerbung auf die Leinwand projiziert und mir im Saal angeschaut, da einige Zigarettenwerbefilme - auch für mich als Nichtraucher - sehr ansprechend gemacht wurden. Damit habe ich dann gleichzeitig Bild und Ton kontrollieren können.
Filme tauschen und einlegen
Die Kinobetreibern wollten in den 1990er Jahren die Filme zwischen den Sälen flexibler hin- und her tauschen, um Filme, die vormittags gut besucht waren, vormittags in den großen Sälen zeigen und Abends dann die Filme in die großen Säle tauschen, die Abends besser besucht waren. Das war für die Zuschauer und die Kinoeinnahmen gut, die Filmvorführer aber mussten damit alle Filmkopien mehrmals täglich von einem Vorführraum zum anderen schleppen. Eine Filmkopie kann 20 bis 30 Kilogramm wiegen. Vorher in den Zeiten der Endlosteller wurde der Film einmal Donnerstags zum Programmwechsel fertig vorbereitet und lief dann eine ganze Woche ohne Filmwechsel. Da war die Arbeit als Filmvorführer noch deutlich entspannter gewesen.
Der Filmvorführer hatte für die Filmwechsel einen Plan, wann welcher Film in welchem Saal gezeigt werden muss. Demnach trug er die Filmkopie zu dem entsprechenden Vorführraum und legte ihn auf einen freien Filmteller. Dann musste der Film auf der Telleranlage und im Projektor eingelegt werden und vor 18 Uhr wie üblich die Zigarettenwerbung vorlaufen gelassen werden.
Samstags um 11 Uhr Kinderkino
Ich habe meistens Samstags im Kino als Filmvorführer gearbeitet und somit fast jeden Samstag um 11 Uhr das Kinderkino vorgeführt. Dafür musste ich vor der Vorführung erst einmal den Kinderfilm, der aus mehreren Filmakten besteht, zusammenkleben und auf einem Filmteller vorbereiten. Den normalen Hauptfilm, der noch auf dem Endlosteller lag im Projektor eingelegt war, musste ich dann aus dem Projektor ausfädeln und den Kinderfilm einlegen.
Vor den Kinderfilm habe ich oft den kleinen Disney-Klassiker Das hässliche Entlein, ein Cartoon in Farbe von 1939, gesetzt, den ich so rührend fand, dass ich mir gesagt habe, dass, sollte ich einmal selbst Kinder haben, ich denen diesen Film zeigen werde. Und dieses "Versprechen" habe ich gehalten. :)
Gerne kamen Gruppen von Eltern mit ihren Kindern in den Vorführraum, um diesen zu besichtigen. Es gab dann Äußerungen zum Projektor wie: "Das ist aber eine große Kamera!". :)
Nach der Vorführung des Kinderfilms habe ich gesamten Film wieder getrennt und versandfertig gemacht, damit es von der Spedition zum nächsten Kino transportiert werden konnte.
Einlassmusik
Bis schätzungsweise 1992 kam die Einlassmusik von einem Kasettenrecorder. Die Kasetten mussten somit zurück auf Anfang gespult oder gedreht werden. Der Kasettenrecorder wurde dann gestartet und dann von der Automatik stromlos geschaltet. Ein Mitarbeiter, der im Einlass eingeteilt war, ist dann vor dem Einlass der Zuschauer zu allen Sälen gelaufen und hat dort mit einem Schlüsselschalter der Automatik einen Impuls gegeben und diese hat dann den Kasettenrecorder gestartet.
An Feiertagen wie Karfreitag oder Allerheiligen durfte in der Öffentlichkeit keine Musik gespielt werden, was bedeutete, dass an diesen Tagen keine Einlassmusik gespielt werden durfte.
Start der Vorführungen
Da die Filmvorführer bereits alles gut vorbereitet haben, starten die Mitarbeiter des Einlasses zu den entsprechenden Spielzeiten die Projektoren selbstständig über die Saalsteuerung mit einem Schlüsselschalter. Über die Saalsteuerung können die Mitarbeiter die Schärfe des Bildes und die Lautstärke des Tons regeln.
Da ich mich meist im Vorführraum des Universum Filmtheaters während der Vorführungen aufhielt, habe ich beim Start der Werbung und des Hauptfilm einen Blick durch das Projektionsfenster geworfen und Bild und Ton kontrolliert.
Am Ende eines Tages
Sind alle Filmvorführungen beendet, so reinigt der Filmvorführer noch einmal die Bildbahn mit einem Pinsel und einem Tuch und lasst den Projektorkopf offen stehen. Danach betätigt der Filmvorführer den Hauptschütz bzw. Hauptschalter und schaltet damit die gesamte Projektionstechnik ab.
Dann geht der Filmvorführer alle Sitzreihen entlang und schaut in alle Notausgänge und Toilettenräume, ob sich dort noch Zuschauer befinden. Denn es konnte sein, dass jemand eingeschlafen ist oder einfach mal es spannend fand, die Nacht in einem Kino zu verbringen.
Ich habe im Saal des Universum Filmtheaters links von der Bühne in den Bühnenaufgang geschaut und bin mit der Hand am Vorhang entlang gestriffen, um zu merken, wenn sich jemand hinter den Vorhang gestellt hat. Das ist aber nie vorgekommen. Was tatsächlich einmal passiert ist, ist, dass ein Zuschauer wohl eingeschlafen war und der Vorführerkollege wohl nicht mehr im Saal nachgeschaut hatte. Als dann der Zuschauer wach geworden ist und er wohl seine Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte, weil die Notbeleuchtung bereits ausgeschaltet war. So tastete er sich bis zur Notausgangstüre, konnte diese aber im Dunklen nicht öffnen. Und das lag daran, dass damals diese Notausgangstüren einen Öffner hatte, den man von unten nach oben heben musste. Das ist heute gar nicht mehr erlaubt. Der Zuschauer konnte somit also das Kino nicht verlassen und verbliebt dort, bis frühmorgens die Putz-Mannschaft kam und das Licht einschaltete. Ich denke, dieser Zuschauer wird dieses Erlebnis niemals vergessen haben. :)
Nach dem Begehen aller Säle schließt der Filmvorführer alles Notausgänge, Neben- und Haupteingänge ab. Beim Nebenausgang des Universum Filmtheaters musste dann noch ein großes Rolltor geschlossen werden.
An Freitagen und Samstagen durfte der Filmvorführer nach der Spätvorstellung mit dem Taxi nach Hause fahren.
Programmwechsel
Vor meiner Zeit als Filmvorführer im Kino war der Programmwechsel von Donnerstags auf Freitags. Ich selbst kenne nur den Programmwechsel von Mittwoch auf Donnerstag.
Wenn Mittwochs in den Sälen die Werbung gezeigt wurde, haben wir uns an die Saaleingangstüre gestellt und die Reihenfolge der Werbefilme und Trailer auf einer Liste mitgeschrieben. Da manchmal Werbefilme erst unter der Woche verspätet ankamen und nachträglich eingefügt wurde, war es für die Vorbereitung der Werbefilme und Trailer beim Programmwechsel sehr wichtig, eine aktuelle Liste zu haben.
Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich zusammen mit Herrn Hans-Heinrich Müller die Werbefilme in Teamarbeit geändert habe. Wir haben gemeinsam nach den Werbefilmanweisungen, die Liste vorbereitet, wo welcher Werbefilm raus muss und wo welcher rein kann. Dabei war Vorbereitung alles. Ich habe am Umroller gestanden und Herr Müller hat mir gesagt, welcher Werbefilm als erster raus muss. Ich habe dann den Film leicht zwischen Zeigefinger und Daumen laufen lassen, um die Klebestellen zu bemerken. Wenn ich den Werbefilm meinte gefunden zu haben, habe ich gegen das Licht den Anfang des einen und das Ende des anderen Werbespot genau angeschaut, um zu wissen, welcher Werbespot es ist. Mit der Zeit kennt man alle Werbefilme. Danach trennte ich an dieser Stelle die Werbefilme, rollte den zu entfernen Werbefilm ab und gab ihn Herrn Müller, der ihn in den entsprechenden Filmkarton legte und gab mir den Werbefilm, den wir an diese Stelle einfügen konnten. Dieser hatte meist noch ein unbenutztes Startband, welches abgeschnitten werden musste. Da viele Werbefilm keinen deutlich erkennbaren Bildstrich hatten, hatten wir einen Vorwickelrolle mit Bildstrichmarkierungen, welche wir verwenden konnte, um den Bildstrich zurück zu rollen, um zu wissen, wo genau wir schneiden mussten. Dann muss darauf geachtet werden, ob der Film auf Anfang oder Ende war.
Vor der letzten Vorführung mussten wir die Werbung auf einen Spule laufen lassen. Dafür reichte eine 600m-Spule. Nach der Werbung trennten wir die Werbung vom Hauptfilm und fädelten den Film auf einen Filmteller. Wenn der Hauptfilm uns bei dem Programmwechsel verlässt, mussten wir diesen nach der Vorstellung wieder in seine einzelnen Filmakte trennen. Um die Aktwechsel zu finden, haben wir beim Montieren Aktmarkierungen an den Filmrand geklebt. Ansonsten wäre es schwierig, die richtige Stelle zu finden. Die Akte wurden dann wieder mit deren Start- und Endbändern versehen und im Karton versandfertig gemacht.
Am Donnerstagmorgen wurden die neuen Filme für die kommende Filmwoche durch die Spedition geliefert und die Hauptfilme, die wir Mittwochnachts getrennt haben, abgeholt. Die neuen Hauptfilme wurden dann durch die Filmvorführer auf einem Filmteller montiert, mit Aktmarkierungen und Automatikfolien versehen.
Wartungsarbeiten
Projektor
In regelmäßigen Abständen ca. einmal pro Jahr muss das Öl im Projektor ausgetauscht werden. Dieses Öl wird innerhalb des Projektorkopfs der Ernemann X im Umlauf gehalten, um das gesamte Getriebe und speziell das Malterserkreuzgetriebe vor Abrieb und Reibungshitze zu schützen.
Im Filmkanal des Bildfensters mussten regelmäßig die Samtstreifen auf den Bildbahnschlitten erneuert und die Andruckkufen ausgetauscht werden, wenn sie zu sehr abgenutzt waren. Später wurden anstelle der Samtstreifen Teflonstreifen verwendet, die länger im Einsatz sein konnten.
Die Glasplättchen auf dem Filmrissschalter mussten ausgewechselt werden, wenn diese durch den Film zu sehr eingelaufen waren.
Transportrollen
Regelmäßig muss die Projektionstechnik gewartet werden. Da sind Umlenkrollen des Projektors und der Filmteller abzumontieren, zu reinigen und wieder zusammen zu bauen. Am Projektor gibt es unterschiedliche Andruck- und Führungsrollen, die mit der Zeit abgenutzt sind und somit ausgetauscht werden mussten. Die Zähne der Transportrollen, wie die Vor-, Nachwickeltrommel und Malteserkreuzrollen nutzen mit der Zeit ab und müssen ausgetauscht werden.
Projektionslampen
Die Projektionslampen haben eine bestimmte zu erwartende Betriebsdauer von ca. 2.500 Stunden bei Xenonlampen mit einer Leistung von 1.600 Watt. Am Lampenhaus befindet sich ein Betriebsstundenzähler, welcher die Zeit anzeigt, die die Projektionslampe in Betrieb war. Wir haben den Stand des Betriebsstundenzählers auf den leeren Karton der eingebauten Xenonlampe notiert, um zu wissen, wie lange diese bereits in Betrieb ist.
Wenn die Betriebszeit 2.500 Stunden erreicht hat, haben wir durch eine Sichtprüfung uns den Xenonkolben angeschaut. Wenn dieser bereits Schwärzungen oder an den Elektroden Verformungen erkennen konnten, haben wir den Xenonkolben durch einen neuen ersetzt. Dafür war Schutzkleidung in Form eines vollständigen Schutzvisiers und langen Lederhandschuhen notwendig, da die Xenonlampe auch im kalten Zustand unter einem hohen Druck steht. Manchmal machten Xenonlampen bereits vorzeitig durch Unruhe des Lichtbogens Schwierigkeiten, was oft noch durch die Erhöhung des Lampenstroms korrigiert werden konnte. Die Xenonlampen hatten einen Nennstrom und einen Stromregelbereich. Bei Xenonlampen mit 1.600 Watt lag der Nennstrom bei 65 Ampere und der Regelbereich zwischen 50 und 75 Ampere. Manchmal waren Xenonlampen nach der Lebensdauer noch in einem sehr guten Zustand, so dass wir sie deutlich länger laufen ließen, als die angegeben Betriebsdauer des Herstellers. Das konnten mitunter mehrere tausend Stunden sein, die wir die Lampen länger laufen lassen konnten.
Wenn die Projektionslampe getauscht wurde, haben wir direkt die Gelegenheit genutzt, um den Projektionsspiegel mit destilliertem Wasser und einem geeigneten Tuch zu reinigen.
Nach einem Tausch der Projektionslampe muss der Projektionsspiegel wieder eingestellt werden. Dafür befinden sich am Lampenhaus drei Stellschrauben, um den Spiegel in allen drei Achsen zu verstellen. Dabei ist das Ziel den Fokus des Projektionslichts genau auf das Bildfenster zu projizieren. Dabei muss auf eine gleichmäßige Ausleuchtung geachtet werden, so dass das Bild in der Mitte nicht heller als am Rand ist.
Im Lampenhaus am Zündgerät musste die Funkenstrecke getauscht werden, wenn diese an den Elektroden Veränderungen zeigte, die das Zünden des Xenonkolbens verschlechterten.
Gleichrichter
Auch wenn die Gleichrichter wenig Wartung benötigten, kam es vor, dass das projizierte Bild anfing stark zu flimmern bzw. zu schweben, was daran lag, dass eine Gleichrichterdiode defekt war. Herr Müller dachte sich, dass es besser wäre, Gleichrichterdioden zu bestellen, die weit höhere Ströme aushalten können. Somit baute er Silizium-Gleichrichterdioden mit einem Maximalstrom bis 150 Ampere ein, die meines Wissens danach nie wieder ausgefallen sind.
Es gab auch mal Defekte auf der Gleichrichtersteuerung (Transduktorsteuerung), wo Dioden, Kondensatoren oder Widerstände getauscht werden mussten.
Tonlampen und Toneinmessung
Die Tonlampe im Tonteil des Filmprojektors der Ernemann X wurde verwendet, um einen kleinen Lichtspalt auf die Licht-Tonspur des Films zu projizieren. Tonlampen mussten am Ende ihrer Betriebszeit gewechselt werden, wenn sie Schwärzungen auf dem Glaskörper aufzeigten.
Nach einem Wechsel der Tonlampe musste der projizierte Tonspalt wieder eingemessen werden. Dafür gab es drei Testfilme.
Der erste Testfilm hatte links und rechts von der Tonspur unterschiedlich lange Helldunkelstreifen. Wenn im Ton eine höhere Frequenz zu hören war, musste der Tonspalt nach rechts und wenn eine niedrigere Frequenz zu hören war, nach links korrigiert werden. Erst wenn kein Ton mehr zu hören war, war der Tonspalt in der horizontalen Richtung richtig eingestellt.
Der zweite Testfilm hatte horizontale Linien. Wenn der Lichtspalt leicht gedreht war, war der zu hörende Ton leiser. Wenn der Tonspalt genau horizontal lag, dann war der zu hörende Ton lauter. Der Tonspalt musste also so gedreht werden, dass der Ton am lautesten wiedergegeben werden konnte. Gleichzeitig konnte mit diesem Testfilm die Schärfe des projizierten Tonspalts eingemessen werden. Hier war die beste Einstellung gefunden, wenn eine klare Frequenz zu hören war.
Der dritte Testfilm wurde verwendet, um die beiden Lichttonspuren (links und rechts) einzumessen. Dafür befand sich auf dem Testfilm ein sogenanntes Rosa Rauschen. Beide Kanäle sollen beim Dolby-Prozessor zum gleichen Eingangspegel führen. Die Eingangspegel mussten nach einem Wechsel der Tonlampen angepasst werden und wurden im Dolby-Prozessor selbst eingestellt. Dafür gab es pro Kanal vier LEDs. Zwei rote und zwei grüne. Erst wenn beide grüne LEDS beider Kanäle leuchteten, waren die Pegel richtig eingestellt. Diese Pegel waren wichtig, damit der Dolby-Prozessor sauber getrennt vier Kanäle (Links, Mitte, Rechts und Surround) wieder geben konnte.
Wenn der Testfilm mit dem Rosa Rauschen eingelegt war, haben wir uns im Saal das Rauschen an den Lautsprechern einzeln angehört, um festzustellen, ob aus allen Surround-Lautsprechern und Bühnenlautsprechern (Hoch- wie Tieftönern) etwas zu hören war.
Wenn ein Kinotechniker die Einstellung des Equalizers am Dolby-Prozessor vorgenommen hat, wurde der Testfilm mit dem Rosa Rauschen eingelegt. Dieses Rauschen in allen Frequenzbereichen konnte der Kinotechniker dann mit einem in der Mitte des Saals aufgebauten Mikrofons und einem angeschlossenen Frequenzanalysers so einstellen, dass die Pegel in allen Frequenzbereichen gleich hoch sind. Typischerweise fallen die Pegel im niedrigen und hohen Frequenzbereich dann ab, da der Frequenzbereich des Lichttons und der Verstärker nach unten und nach oben begrenzt ist.
Klebepressen
Die Klebepressen musste regelmäßig von den Kleberesten befreit werden. Dafür wurden sie komplett auseinander gebaut und die einzelnen Teile in Isopropylalkohol eingelegt, um wirklich alle Klebereste zu lösen. Danach wieder zusammenbauen und auf Leichtgängigkeit überprüfen.
Vorhangszugmaschinen
Die Vorhangszugmaschinen befinden sich auf der Bühne und bewegen die Vorhänge und Kaschierungen. Für die drei Vorhänge und die horizontale und vertikale Kaschierung waren im Universum Filmtheater insgesamt fünf Vorhangszugmaschinen notwendig. Auch wenn der Hauptvorhang leicht war, so waren die Stahlseile des Hauptvorhangs stark beansprucht.
Daher konnte es passieren, dass ein Stahlseil, welches aus ganz feinen Stahlseilen bestand, leicht einriss. Oder das Stahlseil rutschte von der Wickelwalze. Wenn man Glück hatte, konnte man das Stahlseil wieder auf die richtige Spur legen. Wenn das Seil gerissen war, konnte der Vorhang nicht mehr benutzt werden.
Es kam vor, dass beim Start der Vorstellung der Vorhang mitten beim Öffnen stehen blieb. Herr Müller und ich mussten einmal den Vorhang Zentimeter für Zentimeter mit der Hand aufkurbeln, was ein paar Minuten dauerte. Da wir als Vorführer für die Zuschauer sichtbar neben der Bühne zu den Vorhangszugmaschinen gegangen waren, hat das Publikum uns applaudiert, als der Vorhang wieder ganz offen war. :)
Lüftung und Heizungsanlage
Es kam vor, dass die Abluftanlage, die aus einem Schaufelrad, dass wie ein Hamsterrad aussieht, besteht, welches ab und zu geölt oder gefettet werden musste. Auch mussten Filter gewechselt oder Keilriemen erneuert werden.
Es ist einmal passiert, dass sich dieses Schaufelrad der Abluftanlage gar nicht mehr gedreht hatte. Wir konnten dieses festgefahrene Rad dann mit einem Besenstiel wieder in Gang bringen.
Filmbeschichtung
Da die Werbefilme, die dauerhaft liefen, wie die Eisfilme am Ende des Werbeblocks, immer mehr verregneten, so haben wir alle Werbefilme, die zu stark verregnet waren, zusammengeklebt und sie an das Filmlager Rost in Düsseldorf gegeben, damit sie dort gereinigt und beschichtet werden konnten. Danach waren die Werbefilme wieder fast wie neu. Die Werbefilme mussten mit einer Nassklebepresse zusammengeklebt werden, da sich ansonsten die üblichen Trockenklebestellen mit Klebestreifen bei der Reinigung und Beschichtung gelöst hätten.